
Rezepte für alle Jahreszeiten. Auch wenn ich leider nie die Zeit haben werde jedes der Rezepte unserer vorgestellten Rezeptbücher nachzukochen – ich liebe Kochbücher! Schon die Illusion eines dieser liebevoll und köstlich zubereiteten Rezepte nachzuempfinden ist oft genauso befriedigend wie das tatsächlich realisierte Gericht. Die Quote von ein bis zwei realisierten Rezepten im Hinterkopf, wird so manch geplanter Rezeptbuch-Kauf aber zur echten Qual der Entscheidung: lohnt sich der Kauf, soll es wirklich noch ein weiteres sein? In diesem Moment kommt es auf die Kunst der Verführung an. Matt Willkinsons Backend-Team beherrscht diese Kunst perfekt…
In legerer Optik gebunden, mit einem dicken Pappdeckel drauf, die Typographie als geprägte Reliefschrift – all dies ergibt eine köstliche Haptik gleich auf den ersten Griff. Dazu appetitanregende Fotos eingegliedert in ein großzügiges, übersichtliches Layout mit 300 Seiten köstlichen Inhalts. Die überwiegend leicht nachzukochenden Gemüse-Rezepte geben sich ohne allzu viel Firlefanz – da war ich, als Fan der raffiniert-schnellen Küche, schon halb gewonnen. Denn allzu spezielle Zutatenlisten, ich sage es ehrlich, sind nichts für mich.

Gänzlich unwiderstehlich machen das ‚Gemüse-Kochbuch’ von Matt Wilkinson aber die hinreißenden Illustrationen von Stanislava Pinchuk. Vintage-geprägte Federschraffur in Kombination mit Mixed Media-Technik machen das Buch nicht nur haptisch, sondern auch visuell zu einem Gedicht und bieten Mehrwert de luxe. Die Rezepte zu Knollen, Wurzeln, Schoten und Blattgemüsen sind ausgewogen zusammengestellt, kleine Tipps helfen über eventuell nicht vorhandene Ingredienzien hinweg. Fleisch ist nicht gänzlich verpönt, wird aber nur in Nebenrollen besetzt.


Wie sich aus Ciabattabrot, Olivenöl, Fenchel, Butter, Thymian, Petersilie und Sardellen (nach Belieben) ein superleckerer Fenchel-Auflauf zaubern lässt zeigt Seite 150. Dieses habe ich gleich nach dem Kauf getestet und für aufhebenswert und superlecker befunden. Der ‚Bohnensalat mal ganz anders’ steht als nächstes auf dem Einkaufszettel.
Warum dieses Kochbuch aber, gerade im Sommer, immer ganz oben bei mir platziert werden wird? Es liegt an der kapitelweisen Aufteilung nach dem jeweiligen Gemüse und die die Kapitel begleitenden Einführungsworte des Autors. Werbende Worte mit Verwendungs- und Anbautipps zum jeweiligen Gemüse, die mich als neu gebackenem Kleingärtner vollends vereinnahmen und zu diesen abschließenden Worten verleiten: ein schönes, zu Recht schon jetzt heiß geliebtes, neues Kochbuch zur kreativen, neuen Gemüseküche für alle Jahreszeiten.

Für wen… Für saisonal geprägte Köche und Köchinnen, die sich regional orientierten und für kochende Gärtner, die nicht lange nach Rezepten suchen wollen wenn die Ernte im eigenen Garten naht. Und natürlich auch einfach für Grünfutter-Fans, die ohne viel Aufwand nach neuen Anregungen für den heimischen Herd suchen.
Buchrezension | Susanne Perk-Kuhlmann